Um die Beiträge an die Vermittlerarbeit ist im Kanton Bern ein Disput entbrannt, schreibt die Berner Zeitung BZ. In einem politisch heiklen Moment. Der Rastplatz Wileroltigen letzte Woche: Notfallmässig musste der Bund mobile Toiletten herschaffen.
Wo bleiben die Mediatoren, die Leute also, die zwischen den Fahrenden und der ansässigen Bevölkerung vermitteln? Am Mittwoch vergangener Woche gewann die Frage unvermittelt an Brisanz. Auf dem Autobahnrastplatz Wileroltigen hatten Schmutz und Unrat derart überhandgenommen, dass der Bund als Betreiber durchgriff und die Anlage vorübergehend schloss.
Schon seit März hatten Fahrende einen Teil des Platzes belegt, ohne dass es zu Problemen mit den Passanten gekommenwäre. Doch jetzt, Mitte Juni, waren Familien zu Gast, die offenbar eine ziemlich andere Vorstellung von Sauberkeit und Ordnung hatten. Als vor zwei Jahren genau deshalb die Emotionen in der Region schon einmal hochgingen, setzte der Bund Andreas Geringer als Mediator ein. In zähen Verhandlungen konnte dieser nach und nach für Ruhe sorgen. Auch letztes Jahr blieb es ruhig, und als Geringer im Herbst Bilanz zog, stellte er zufrieden fest: Die Vermittlungsarbeit, die der von ihm präsidierte Verein Sinti und Roma Schweiz nun bereits mit mehreren in Voll- und Teilzeit angestellten Leuten geleistet habe, zeige Wirkung.
Aktiv in der Ostschweiz Dieses Jahr müsste den Fahrenden so sehr wie kaum je zuvor daran gelegen sein, dass dies so bleibt. Immerhin geht es zurzeit politisch darum, ob der von ihnen so gewünschte definitive Transitplatz in Wileroltigen gebaut werden kann. Die Junge SVP setzt zum Schlussspurt ihrer Unterschriftensammlung an, mit der sie das vom Grossen Rat bewilligte Projekt an die Urne bringenwill - und ausgerechnet jetzt ist die Situation wieder aus dem Ruder gelaufen. Gut, ganz von der Bildfläche verschwunden sind die Mediatoren nicht. Am Tag nach der Schliessung tauchte einer aus Geringers Truppe auf dem Platz in Wileroltigen auf.
Gleichzeitig lässt Geringer selber aber offen durchblicken, dass der Kanton Bern im Moment in der Vermittlungsarbeit des Vereins nicht die oberste Priorität geniesst. Schuld ist das liebe Geld: Nach zwei Jahren Unterstützung durch den Kanton Bern sei der Beitrag heuer ausgeblieben, sagt er hörbar ernüchtert. In der Tat leistete der Kanton Bern 2017 als Erster seinen Beitrag an das Projekt, das massgeblich auch vom Bund getragen wird. Auch 2018 stellte er wieder Geld zur Verfügung, wobei Geringer sagt, dass statt der erhofften 18 000 Franken nur 10000 Franken eingegangen seien. Dieses Jahr, fährt der Präsident fort, liege der Schwerpunkt der Aktivitäten in der Ostschweiz, wo Kantonsgelder flössen.
Kanton beschwichtigt Allerdings ist auch in Bern das letzte Wort nicht gesprochen, im Gegenteil. Er sei guten Mutes, dass die für dieses Jahr vorgesehenen 8000 Franken auch gesprochen würden, sagt in der federführenden Erziehungsdirektion Marcel Cuttat. Auf die Frage, wieso das noch nicht passiert sei, spielt er den Ball elegant zurück. Der Verein habe noch nicht alle nötigen Unterlagen eingereicht. Ähnlich argumentiert er mit einem Blick zurück ins letzte Jahr: Die fehlenden 8000 Franken hätten als Defizitgarantie gegolten und aktiv eingefordert werden müssen.
Berner Zeitung BZ, 20.6.2019, Stephan Künzi