Helvetische Abgründe

09. Juni 2016

Von 1926 bis 1972 steckte die Pro Juventute rund 600 Kinder von «Vaganten» in Anstalten, um sie zu «rechten Menschen» zu formen. Die Historikerin Sara Galle hat nun eine grosse Studie dazu vorgelegt.Sara Galles Buch über das «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» ist nicht die erste Studie zu dieser Organisation der Pro Juventute. «Kindswegnahm ...

Von 1926 bis 1972 steckte die Pro Juventute rund 600 Kinder von «Vaganten» in Anstalten, um sie zu «rechten Menschen» zu formen. Die Historikerin Sara Galle hat nun eine grosse Studie dazu vorgelegt.Sara Galles Buch über das «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» ist nicht die erste Studie zu dieser Organisation der Pro Juventute. «Kindswegnahmen» – so der prägnante Titel der Dissertation – beschäftigt sich indes so umfassend und differenziert mit dem «Hilfswerk» wie keine Studie zuvor. Umsichtig erzählt die Historikerin die Vorgeschichte der Organisation, erklärt die Entstehung 1926, das stetige Wachstum, das plötzliche Ende 1972 und die Nachwehen. Das grosse Verdienst des Buchs liegt darin, dass es das «Hilfswerk» in der damaligen Praxis der Sozialhilfe und Jugendfürsorge verortet. Sara Galle hebt sowohl die Singularität des «Hilfswerks» – eine vergleichbare Organisation gab es nirgends – als auch seine zahlreichen Verbindungen mit der helvetischen Sozialpolitik hervor.

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