Nach Jahren an der Spitze des Zürcher Justizvollzugs kritisiert Thomas Manhart das Justizsystem hart. Nun setzt er sich mit einem Buch über einen der heikelsten Verwahrungsfälle der Schweiz auf der Seite des Gefangenen ein. Was treibt den Pensionär zur Kehrtwende? (...) In einem Buch ergreift er Partei für Hanspeter Zablonier (Jenischer), einen der heikelsten Verwahrungsfälle der Schweiz.
Leo Eiholzer / NZZ am Sonntag
Thomas Manhart war einer der Härtesten unter den Hardlinern im Strafvollzug. Als er 2007 zum Chef aller Zürcher Gefängnisse wurde, gab er eine eiserne Linie vor: Unter ihm werde es für gewisse Gefangene nie mehr Vollzugslockerungen geben, ganz egal, was die hauseigenen Experten sagen. Das liess er seine Angestellten wissen. Zwölf Jahre hielt sich Manhart danach als Chef des Zürcher Amtes für Justizvollzug, aufgrund der Grösse Zürichs einer der wichtigsten Posten im Schweizer Rechtssystem. Dieser Mann ist heute pensioniert und kaum noch wiederzuerkennen. Immer heftiger und grundsätzlicher kritisiert Manhart öffentlichkeitswirksam den Justizvollzug (...) In einem Buch ergreift er Partei für Hanspeter Zablonier, einen der heikelsten Verwahrungsfälle der Schweiz.
Man habe Zablonier das «Leben gestohlen», schreibt Manhart – obwohl es das Amt unter seiner Führung war, das Zabloniers Entlassung zwölfmal ablehnte.
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Zablonier ist weder ein Mörder, Vergewaltiger noch ein Wiederholungstäter. Er misshandelte jedoch 1998 seine damalige Freundin zwölf Stunden lang brutal und wurde dafür zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt. Inzwischen sitzt er seit 26 Jahren, weil er verwahrt wurde. Seine Fürsprecher, zu denen jetzt auch Manhart zählt, verweisen auf Zabloniers äusserst schwere Kindheit, als jenischer Bub, der Opfer der Aktion «Kinder der Landstrasse» und Verdingkind wurde.