Der Kanton Schaffhausen wollte auf einem Grundstück neben dem Restaurant Ziegelhütte einen Durchgangsplatz für Fahrende schaffen. Das passte Bauunternehmer Pius Zehnder nicht. Nun will er den Fahrenden eines seiner eigenen Grundstücke zur Verfügung stellen.
Schaffhauser Nachrichten, Isabel Heusser
Das Problem besteht seit Jahren: In der Schweiz sind zu wenige Halteplätze für Schweizer Fahrende vorhanden. 2000 bis 3000 Jenische und Sinti gibt es, die sowohl auf Standplätze für einen festen Wohnsitz wie auch auf Durchgangsplätze während der Reisezeit angewiesen sind. Die Stiftung Zukunft für Schweizer Fahrende zählt in ihrem aktuellen Bericht insgesamt 16 Standplätze – nötig wären 40 bis 50. Bei den Durchgangsplätzen ist die Situation noch prekärer: Lediglich 24 Plätze gibt es, 80 bräuchte es. Wie es im Bericht heisst, habe dieser Mangel gravierende negative Konsequenzen auf die Kultur der fahren- den Minderheiten; er erschwere ihnen ihre geschützte traditionelle Lebensweise stark. Der Kanton Schaffhausen hat einen Durchgangsplatz für Fahrende geschaffen – zumindest in der Theorie. Der Platz ist im Richtplan eingetragen und befindet sich eingangs Merishausertal auf einem kan- tonseigenen Grundstück neben der Schnell- strasse. Im Budget 2021 sind 300000 Fran- ken für Abtragungs- und Planierungsarbei- ten sowie die Erschliessung des Areals vorgesehen und 50000 Franken für sani- täre Anlagen. Der Kanton hat aber noch nicht mit den Bauarbeiten angefangen, wie sich nun zeigt. Und ob an dieser Stelle je- mals Fahrende Rast machen können, ist ungewiss. Denn rund 100 Meter neben dem Grundstück errichtet der Schaffhauser Bau- unternehmer Pius Zehnder das Restaurant Ziegelhütte neu – und er zeigte sich wenig erfreut, als er von den Bauplänen des Kan- tons erfuhr. Auch, weil der Kanton ihn nur kurzfristig informiert hatte. Zehnder be- fürchtete, dass sich die «Ziegelhütte»-Gäste durch die Fahrenden gestört fühlen könn- ten und überlegte sich einen Baustopp (SN vom 24. September 2020).