Mariella Mehr gilt als die Stimme der Sprachlosen. Am Montag ist die Schweizer Autorin und Tochter von Fahrenden mit 74 Jahren gestorben.
Mariella Mehr hatte eine furchtbare Kindheit. 1947 in Zürich geboren, war sie eines von über 600 jenischen Kindern, die vom «Hilfswerk für die Kinder der Landstrasse» der Stiftung Pro Juventute ihren Familien weggenommen wurden.
Man steckte sie in Kinder- und Erziehungsheime. Auch in die Psychiatrie zeitweise, wo sie Elektroschocktherapien unterzogen wurde. Das Schreiben war Mariella Mehrs Rettung.
Gewalt und Gegengewalt
Sie schreibt journalistische Texte gegen das Verdrängen und Vergessen der Verbrechen an den Jenischen. Reportagen, Theaterstücke, Gedichte, Romane. Leben und Werk verknüpfen sich aufs engste bei Mariella Mehr.
Viele Figuren aus ihrer Trilogie «Daskind», «Brandzauber» und «Angeklagt» teilen ein ähnliches Schicksal wie sie – aber sie schlagen zurück, sie töten.
Mariella Mehr hat in einem Interview einmal gesagt: «Wenn ich nicht literarisch töten würde, dann hätte ich in meinem realen Leben töten müssen.» Jetzt ist Mariella Mehr im Alter von 74 Jahren gestorben, wie der Limmat Verlag am Dienstag mitteilte.
Mehr zu lesen und zu hören über Marielle Mehr gibt's auf der SRF-Literaturplattform «Ansichten».