Bis heute leiden Jenische in der Schweiz – «Es war ein kultureller Genozid»

27. Gennaio 2024

Jenische Organisationen fordern, dass die Schweiz anerkennt, einen kulturellen Völkermord begangen zu haben. Denn bis vor 52 Jahren nahmen Behörden und das Hilfswerk «Kinder der Landstrasse» hunderte Kinder ihren jenischen Eltern weg. Mit Folgen bis heute.

watson/Aylin Erol

Es ist eines der dunkelsten Kapitel der Schweizer Geschichte: Zwischen 1926 und 1972 entrissen Organisationen und Behörden schätzungsweise 2000 Kinder ihren Familien. Aus dem einfachen Grund, weil ihre Eltern Jenische und Sinti waren. Oder «Zigeuner», wie man sie damals noch abwertend nannte.

Am stärksten ging die Stiftung Pro Juventute mit dem Projekt «Hilfswerk der Kinder der Landstrasse» gegen die Minderheit vor. Über 600 Zwangsassimilierungen führte sie durch – mit der Hilfe staatlicher Behörden und Geldern des Bundes.

In einem offenen Brief an Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider fordern jenische Organisationen nun, dass die Schweiz die Aktion «Kinder der Landstrasse» offiziell als kulturellen Völkermord verurteilt.

«Bei dieser Forderung geht es um Genugtuung und die Anerkennung des Leids, das die Schweiz uns angetan hat», sagt Daniel Huber zu watson. Er ist Präsident der Radgenossenschaft der Landstrasse (Dachorganisation der schweizerischen Jenischen und Sinti), die den offenen Brief mitunterschrieben. Und Huber fügt an: «Dieses Leid kann man gar nicht in Worte fassen.»

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